Asset Allokation im Schatten von COVID-19

Nicht erst seit Covid-19 ist die Welt unsicher. Die gegenwärtige Krise hat uns aber wieder vor Augen geführt, dass weiterhin enorme Risiken an den Kapitalmärkten vorherrschen. Die Findung einer effizienten Allokation der Gesamtrisiken einer Bank steht in einem zunehmend komplexen Umfeld insofern mehr denn je im Fokus.

Der größte Teil der Eigenanlagen ist immer noch in klassische Zinsprodukte investiert. Die Renditen liegen hier teilweise unter 0% – Tendenz fallend. Alternative Anlageklassen, wie z. B. Aktien oder Immobilien, bergen entweder hohe „Extremwertrisiken“ oder ein größeres „Überraschungspotenzial“. Wird die Verbreiterung der Vermögensallokation nicht strukturiert geplant und auf die individuelle Risikotragfähigkeit abgestimmt, wird oftmals das Vertrauen in die Notenbanken überstrapaziert.

Vorstände und Treasurer haben generell viele Möglichkeiten ihr Depot A zu allokieren – aktuell erscheinen die Alternativen aber eine Auswahl zwischen „Pest“ und „Cholera“ zu sein:

  • „Parken“ in risiko- und ertragsloser Liquidität?
  • Anlage in Krediten zu niedrigen Margen?
  • Investition in Anleihen mit negativen (Real)Renditen?
  • Anlage in (vermeintlich) risikoreiche Asset Klassen?

Die entscheidende Frage für den Erfolg und die Durchhaltefähigkeit der individuellen Anlagestrategie lautet hierbei: In welcher Allokation können die Korrelationseigenschaften der Assetklassen zueinander bestmöglich genutzt werden, um dadurch möglichst „stabil“ für zukünftige externe Schocks positioniert zu sein.

Folgendes Praxisbeispiel zeigt, dass viele Banken durch die bereits laufenden Umschichtungen stabiler als vor einigen Jahren aufgestellt sind. Des Weiteren wird deutlich, dass der Corona-Crash i. d. R. wuchtigere Folgen als der schwarze Schwan „Lehman“ hatte. Gleichwohl ist der „Weg das Ziel“ und weitere Maßnahmen müssen folgen, um die rechnerische Stabilität des Zielportfolios zu erreichen.

Die massiven Wertverluste im März dieses Jahres sind immer noch sehr präsent. Daher werden Risiken tendenziell wieder überschätzt (v.a. im Aktienbereich). Auftretende Verluste müssen durch die GuV- und barwertige Risikotragfähigkeit tragbar sein. Auch die „emotionale Risikotragfähigkeit“ (Leidensfähigkeit) spielt eine entscheidende Rolle. In einem Szenario mit roten Ampeln im RTF-Tableau ist ein betriebswirtschaftlich sinnvolles „Durchhalten“ naturgemäß schwieriger – Behavioral Finance spielt in diesem Zusammenhang eine große Rolle. Die Säulen einer nachhaltig erfolgreichen Asset Allokation Strategie, bilden sich nach unserem Verständnis aus folgenden Aspekten:

  • Ein qualitativ hochwertiger Strategieprozess
  • Überprüfung der Sensitivität der potentiellen Zielallokation in Stressszenarien und Abgleich zur individuellen Risikotragfähigkeit
  • Implementierung eines Risikomanagementprozesses (insbesondere bei Aktien)
  • Stringenz in der Bonitätsstrategie
  • Laufende Überwachung und ggf. Reallokation der ausgewählten Fonds (i. d. R. nur in einem Spezialfonds sinnvoll)

Wie sich die genannten Leitplanken operationalisieren lassen, zeigt nachfolgendes Praxisbeispiel: Der Spezialfonds weist eine konsequente Asset Allokation auf und investiert hierbei in Emerging Markets, Aktien (inkl. Small Caps), Fremdwährungen, Wandelanleihen und Unternehmensanleihen (IG / HY). Gleichzeitig sind die Anlageklassen Gold, Bankanleihen und Solva 0 Titel ausgeschlossen. Die Assetklassen sind so allokiert, dass gute Korrelationseigenschaften bestehen und somit eine gewisse Stabilität in Stressphasen vorhanden ist. Gleichzeitig ist ein Risikomanagementprozess integriert, so dass die Risiken im Bedarfsfall adhoc reduziert werden können. Die Performance im schwierigen Gesamtjahr 2020 kann sich mit 5% durchaus sehen lassen.

Die Analyse der gegenwärtigen Sensitivität auf externe Schocks kann direkte Handlungserfordernisse auslösen. Eine Überprüfung der strategischen Leitplanken und eine potentielle Anpassung des Zielportfolios bietet sich in der Folge an, um für den nächsten „Crash“ – und dieser wird sicher kommen – noch besser gewappnet zu sein.

Autor: Andreas Meinecke (andreas.meinecke@kcrisk.de; 0911 235556-35)