Lange Zinsbindungen im Kundengeschäft – Ertragsbringer oder unkalkulierbares Risiko?

Das Sicherheitsbedürfnis der deutschen Häuslebauer bei der Finanzierung der eigenen 4 Wände ist seit jeher eine bekannte Tugend.

Im Zuge des anhaltenden Zinsverfalls fragen Kunden zunehmend auch Zinsbindungen > 10 Jahre nach.

Insofern muss sich jede Genobank mit der Frage auseinandersetzen, ob sie diese Geschäfte in den eigenen Büchern darstellen möchte oder die risikolose – aber auch ertragsschwächere – Vermittlung in den Finanzverbund bevorzugt.

Aufgrund der hohen Relevanz haben wir im Rahmen unseres Kundenforums die Thematik systematisch aufbereitet.

Folgende Big Points lassen sich festhalten:

  • Lange Zinsbindungen bedienen die gegenwärtigen Kundenbedürfnisse und sind deshalb per se für jede Kreditgenossenschaft relevant, um sich im Wettbewerb behaupten zu können.

  • Die (historische) Analyse zeigt, dass die Laufzeitprämien in den Bereichen ab 10 Jahre sukzessive abnehmen – im Umkehrschluss wird somit eine geringere Erhöhung des Strukturbeitrags mit einem erheblichen Anstieg des Zinsänderungsrisikos erworben.

  • Sofern lange Zinsbindungen im Bankbuch angeboten werden sollen, ist eine Neu-Adjustierung der Zinsbuch-Strategie als auch der operativen Steuerung unumgänglich, um unerwünschte Cashflow-Strukturen sowie Risikopositionierungen zu vermeiden.

  • Generell können die bisher üblichen 10 Jahre gleitend-Strategien durch Cashflows bis 15 Jahre bis zu einem definierten Grad aus Risk-Return-Überlegungen ergänzt werden. Aktivüberhänge darüber hinaus sollten – wenn sie denn entstehen – (vollständig) abgesichert werden.

  • Zur aktiven Risikosteuerung sind derivative Instrumente i. d. R. notwendig und grundsätzlich auch sinnvoll. Hierfür sind „einfache“ Zinsswaps im Rahmen der Steuerung des allgemeinen Zinsänderungsrisikos für die meisten Häuser ausreichend.

  • Das BGB-Kündigungsrecht ist und bleibt die große Unbekannte. Das tatsächliche Kündigungsrisiko zu quantifizieren ist nicht trivial, da es von zahlreichen (irrationalen) Beweggründen des Kunden abhängt. Es empfiehlt sich eine pragmatische Herangehensweise – auch bei der Verrechnung der Optionskosten, welche generell problemlos kalkuliert werden können. Gleichwohl ist bei wesentlichen Umfang eine intensive fachliche Auseinandersetzung und ggf. auch eine Berücksichtigung in der Steuerung notwendig – hier wird VR Control 6.4 verstärkt unterstützen. Des Weiteren kann sich auch eine aktive Absicherung des Risikos über den Abschluss von Empfänger-Swaptions anbieten.

  • Die Vergabe von langen Zinsbindungen ist nur dann empfehlenswert, wenn die damit verbundenen Zusatzkomponenten verursachergerecht kalkuliert und im Vertrieb auch durchgesetzt werden können. Um marktgerechte aber dennoch adäquate Konditionen bieten zu können ist eine risikoorientierte Berücksichtigung des BGB-Kündigungsrechts als auch eine laufzeitabhängige Differenzierung der Sicherungskosten sachgerecht.

  • Die relevanten Faktoren der Kalkulation sind flexibel zu steuern und den Marktgegebenheiten anzupassen, so dass unerwünschte Volumens- und / oder Ertragseffekte proaktiv vermieden werden.

Wenn die genannten Aspekte berücksichtigt werden, stellt die Vergabe langer Zinsbindungen einen geeigneten Baustein dar, die Ertragslage zu stabilisieren und gleichzeitig die Kundenbedürfnisse zu befriedigen.
Gleichwohl gibt es weiterhin viele (gute) Gründe die gegen die Aktivierung dieses Geschäftsfelds sprechen (z. B. unerwünschte Kannibalisierungseffekte; Überforderung des Kapitalplans…), welche in einer bankindividuellen Analyse zu bewerten sind.

Kommen Sie gerne auf uns zu, um die genannten Punkte für Ihr Haus zu konkretisieren und individuell abzustimmen.

Nutzen Sie uns als Sparringspartner für die Weiterentwicklung der Zinsbuchsteuerung als auch als Impulsgeber für die risikoorientierte Kalkulation der Geschäfte.