Nachhaltigkeit und Kapitalanlage – Eine Performance-Analyse.

Die KC Risk AG ist sich ihrer sozialen Verantwortung bewusst und steht seit Jahren im engen Austausch mit dem Hochschulstandort Nürnberg. Auch als kleines Unternehmen wollen wir in der Metropolregion Nürnberg unseren Beitrag für die Gesellschaft leisten und angehenden Akademikern mit unserem Know-How und unseren Ressourcen zur Seite stehen. Dabei bieten wir Praktikanten die Möglichkeit zum Hineinschnuppern ins Bankenconsulting und Wertpapiergeschäft an, schaffen aber auch Anreize für Werkstudenten, erste Erfahrungen in einem Beratungsunternehmen zu sammeln. Im Sommer 2020 begleiteten wir einen Studenten der Georg-Simon-Ohm Hochschule Nürnberg im Fachbereich Betriebswirtschaftslehre. In der zu schreibenden Bachelorarbeit ging es um Nachhaltigkeit und Kapitalanlage – Eine Performance-Analyse. Über ein halbes Jahr versorgten wir den umtriebigen Studenten der Hochschule mit theoretischer Unterstützung sowie umfangreichen Zeitreihen aus unseren Handelssystemen. Da wir im Consulting ebenfalls vor der regulatorischen Herausforderung stehen, die Kapitalströme „grüner“ gestalten zu müssen, hatten wir von Anfang an ein hohes Interesse an den Erkenntnissen dieser Studienarbeit, die dann auch durchaus überraschend ausfielen.

Im Zentrum der Bachelorarbeit sollte die folgende Forschungsfrage untersucht werden:

Ist die Anlage in nachhaltige Aktien und Aktienindices (aus Risiko-Rendite Gesichtspunkten) für Investoren mit Performance-Einbußen verbunden?

Hierzu wurde mithilfe empirischer Daten geprüft, ob nachhaltige Anlageobjekte im Rahmen einer relativen Performance-Messung eine festgelegte Benchmark, in diesem Fall einen konventionellen Index, risikoadjustiert übertreffen können. Sofern tatsächlich eine vergleichbare oder sogar bessere Performance ermittelt werden kann, könnte auf dieser Basis eine Empfehlung für mehr Investitionen in nachhaltige Aktien und Aktienindices gegeben werden.

Für die Beantwortung der Forschungsfrage, ob die Anlage in nachhaltigen Aktien oder Aktienindices im Vergleich zu einem konventionellen Benchmark-Index für einen potenziellen Anleger mit Performance-Einbußen verbunden war, muss zwischen den Ergebnissen für Aktien und Aktienindices differenziert werden.

Für die 30 untersuchten nachhaltigen Indices von verschieden Indexanbietern fiel das Ergebnis für den Analysezeitraum 2013 bis 2019 folgendermaßen aus:

In ca. 73,3% (auf Grundlage der Sharpe-Ratio) bzw. in ca. 63,3% (auf Grundlage der Treynor-Ratio) der analysierten Aktienindices hat Nachhaltigkeit zu keinen Performance-Einbußen geführt oder sogar zu einer (leicht) besseren Performance. Jedoch muss angemerkt werden, dass unabhängig davon ob der nachhaltige Index oder der Benchmark-Index eine bessere Performance aufweist, die Unterschiede zwischen den Werten des Index und den Werten der Benchmark (Sharpe- und Treynor-Ratio) meist relativ gering bis marginal sind. Es wurde daher lediglich betrachtet, ob der nachhaltige Index oder der konventionelle Benchmark-Index die höhere Performance aufweist, unabhängig davon wie groß der absolute Unterschied war.

Bei der Analyse der weltweit 60 nachhaltigsten Unternehmen je Branche weltweit konnte innerhalb des Analysezeitraum von 2013-2019 folgendes Ergebnis festgestellt werden: In ca. 36,7% der Aktien hat Nachhaltigkeit (auf Grundlage der Treynor-Ratio) zu keinen Performance-Einbußen oder sogar zu einer besseren Performance geführt.

Auf Grundlage der Performance-Ergebnisse der Aktien und Aktienindices kann daher festgehalten werden, dass die Ergebnisse ambivalent sind. Unter Zuhilfenahme der Ergebnisse der Aktienindices (die auch im Vergleich zu den Aktien eine wesentlich größere Stichprobe darstellen) wird festgestellt: Für einen Investor, der rein ökonomische Interessen verfolgt, war eine Anlage in nachhaltige Aktienindices meist mit keinen Performance-Einbußen verbunden (bzw. sogar mit einer marginalen Outperformance). Hingegen für einen Anleger, der neben den ökonomischen Interessen auch nachhaltige Kriterien bei der Kapitalanlage berücksichtigt, kann festgestellt werden, dass er diese beiden Zielsetzungen simultan verfolgen konnte.

D. h. zusammenfassend wurde für die nachhaltigen Aktienindices meist eine vergleichbare oder zum Teil sogar bessere Performance ermittelt als für die konventionellen Benchmark-Indices. Auf dieser Grundlage kann eine Empfehlung für mehr Investitionen in nachhaltige Aktien und Aktienindices gegeben werden.

In dieser Arbeit wurde, um einen verhältnismäßigen Aufwand zu gewährleisten, die Auswahl der Aktien auf die 60 nachhaltigsten Unternehmen jeder Branche beschränkt. Es wäre daher eine interessante weiterführende Frage, wie bei einer umfassenderen Analyse der Performance von nachhaltigen Aktien auf Basis einer wesentlich größeren Stichprobe und einer Aktienauswahl mit ESG-Kriterien die Performance aussieht. Dazu später mehr – wir bleiben an dem Thema dran!

Die Ergebnisse dieser Studienarbeit sind insofern interessant, da uns die Marketingmaschine der Investmentszene ausschließlich den Eindruck vermitteln möchte, dass nachhaltige Investitionen unmittelbar mit Performancevorteilen verbunden sind. Ein sehr viel differenziertes Bild ist aber demnach erforderlich. Zumal noch immer keine einheitlichen technischen Bewertungsstandards international verabschiedet wurden, die eine eindeutige Zuordnung nach ESG-Kriterien zulässt. Insofern ist noch immer die Gefahr des Green-Washings latent.

Autor: Markus Anders (markus.anders@kcrisk.de; 0911-235556-22)