Norwegischer Staatsfonds als Vorbild

Die KC Risk AG beschäftigt sich seit einigen Jahren mit der Vorteilhaftigkeit der strategischen Asset-Allocation, um den Widrigkeiten des Niedrigzinsumfeldes begegnen zu können. Zahlreiche, mit großem Erfolg durchgeführte Asset-Allocation Projekte bestätigen die Notwendigkeit zur Diversifizierung der eigenen Vermögenspositionen. Natürlich wollen wir uns nicht mit der Vermögensallokation des norwe-gischen Staatsfonds vergleichen, um den es sich in den folgenden Zeilen handeln wird. Ein Blick über den eigenen Tellerrand hinaus schadet aber nie. Spannend ist die Erkenntnis, dass der Fonds seine Er-träge hauptsächlich aus dem Aktienportfolio generiert und verhältnismäßig wenig Immobilienexposure bewirtschaftet.

Der 1996 gegründete norwegische Staatsfonds ist ein Musterbeispiel, wie ein Land mit umfangreichen Rohstoffvorkommen den Generationsgedanken lebt. Der Großteil der Erträge aus den Erdöl- und Gas-vorkommen fließen in den Staatsfonds und sollen den Wohlstand zukünftiger Generationen im skandi-navischen Land sichern. Diese Vorgehensweise ist einmalig und unterscheidet sich signifikant zu den Ländern mit den weltweit höchsten Erdöl- und Gasvorkommen wie Venezuela, Saudi-Arabien oder auch den USA und Russland, welche die Erträge zur Staatsfinanzierung nutzen. Ganz konkret besteht das weitgedachte Ziel darin, mit der Rendite des Staatsfonds die Lücke zu schließen, sobald die Roh-stoffreserven aufgebraucht sind. Die Konzeption, die Anlagegrundsätze, der langfristige Zeithorizont, die Asset-Allokation, die Unabhängigkeit zur Politik und Transparenz des norwegischen Staatsfonds sind einmalig und deshalb so spannend. Dieser kann oder sollte als Vorbild für andere Länder, staatliche Ren-tenversicherungssysteme, Pensionskassen, Vermögensverwaltungen oder auch dem privatem Vermö-gensaufbau dienen.

In den letzten 25 Jahren hat der Staatsfonds ein Vermögen von ca. 1,35 Billionen USD angesammelt und ist zum größten Staatsfonds der Welt geworden. Das aktuelle Fondsvolumen entspricht ca. dem dreifa-chen des Norwegischen BIP’s im Jahr 2021. Daran lässt sich leicht erkennen, wie vermögend das kleine Land im Bezug auf die ca. 5,3 Millionen Einwohner ist. Dabei wird die Fondsstrategie vom norwegischen Parlament festgelegt und durch die norwegische Zentralbank aktiv gemanagt. Bis zu drei Prozent des Marktwerts dürfen jährlich für den Staatshaushalt verwendet werden. Der Erfolgsfaktor beinhaltet ne-ben dem langfristigen Anlagehorizont die Investition in ein weltweit diversifiziertes Portfolio aus Sach-werten. Kurzfristige Wertschwankungen der Vermögenswerte spielen genauso eine untergeordnete Rolle wie aktives Markttiming oder Stockpicking. Nichts desto trotz ist ein professionelles Risikoma-nagement implementiert. Historisch betrachtet verspricht die Risikoprämie von Sachwerten wie Aktien oder Immobilien die höchste Rendite. Der Anteil von Alternativen Investments wie Windkraftanlagen oder Infrastrukturprojekte ist verhältnismäßig unbedeutend. Abbildung 1 zeigt die strategische Asset-Allokation zum 30.06.2021:

Aufgrund der positiven langfristigen Renditeerwartung ist die Aktienquote des Staatsfonds dauerhaft hoch und beträgt aktuell ca. 72,5% des Fondsvolumens. Der Aktienanteil wurde über die letzten Jahre sukzessive ausgebaut und die Anlagerichtlinien dahingehend angepasst, dass die Quote bis zu 80% be-tragen darf. Die mittlerweile schiere Größe und weltweite Diversifikation des Staatsfonds führten zu einer aktuellen Beteiligung an mehr als 9000 Unternehmen in 73 Ländern, was 1,4% der börsennotierten Aktien weltweit beträgt. Anleihen vor allem von bonitätsstarken Emittenten (45% der Anleihen mit AAA Rating) sind derzeit mit 24,4% des Fondsvolumens gewichtet. Diese ermöglichen einen stabilen Zinser-trag und dient als Stabilitätsanker risikoreduzierend zur hohen Aktienquote. Zusätzlich sind 2,4% in Im-mobilien und 0,1% in erneuerbare Energieinfrastrukturprojekte investiert. Das Fondsvolumen teilt sich regional maßgeblich auf die Anlageschwerpunkte USA (45%), Europa (32%) und Asien (18%) auf. Es be-findet sich ein breiter Mix an unterschiedlichen Branchen und Währungen (ca. 49) im Portfolio wieder. Die Investition in Norwegen ist dem Staatsfonds untersagt, um eine Überhitzung der eigenen Wirt-schaft zu vermeiden. Schon lange vor der Einführung der ESG-Richtlinien hat das norwegische Parla-ment festgelegt, dass der Staatsfonds keine Investitionen in Unternehmen mit unethischen Produkten tätigen darf. Abbildung 2 zeigt den historischen Vermögenszuwachs in Verbindung mit der Asset-Allokation seit 1998.

Der langfristige buy-and-hold Ansatz in Verbindung mit einer dauerhaft hohen Aktienquote bescherte dem Staatsfond eine beeindruckende Rendite von 6,5% p.a. seit Auflage. In den letzten 10 Jahren konn-te sogar eine Rendite von 7,9% p.a. erreicht werden. Allein im Jahr 2020 erwirtschaftete der Fonds eine Rendite von umgerechnet ca. 120 Milliarden USD, was ungefähr ein Drittel des Norwegischen BIPs ent-sprach. Die Entnahme zur Deckung der Staatsausgaben konnte fast ausschließlich durch die Dividenden aus Aktien, Kuponzahlungen aus Anleihen und Mieterträgen aus Immobilien gedeckt werden. Knapp Zweidrittel des aktuellen Fondsvolumens ist auf die Rendite zurückzuführen. Der Zinseszinseffekt kommt voll zur Entfaltung. Aus unserer Sicht ist der norwegische Staatsfonds eine weltweit einmalige und spannende Institution die zeigt, wie langfristige Vermögensbildung funktioniert. Eine Inspiration und vielleicht als Vorbild für die zukunftsorientierte Asset-Allocation von Banken und Pensionskassen zu erachten?

Autor: Jonas Köberle – Trainee (jonas.koeberle@kcrisk.de; 0911-235556-51)