Risikomanagement im Fokus – Handlungsfähigkeit bewahren
Das Marktumfeld ist weiterhin sehr dynamisch und die Verwerfungen infolge des „inflationären Schocks“ führen mittlerweile zu stärkeren Belastungen als „Lehman“ oder der „Corona-Crash“.
Derzeit muss insbesondere (vorausschauendes) Risikomanagement und im Zweifel auch Verlustbegrenzung erfolgen, damit die genossenschaftlichen Institute zukünftig ausreichend Handlungsspielraum aufweisen, um die Chancen – welche derzeit zweifelsohne entstehen – auch nutzen zu können. In unserer Newsletter-Sonderausgabe sind deshalb diverse Handlungsempfehlungen kompakt zusammengefasst.
Bei Rückfragen oder zu einem generellen Gedankenaustausch stehen wir jederzeit gerne zur Verfügung!
1. Vorerst nur noch in Szenarien denken -> Hoffnung ist kein guter Ratgeber
- Analyse durchführen und Wirkungskette aufstellen -> Auswirkung weiterer Marktverwerfungen auf Bewertungsergebnis & verlustfreie Bewertung und in der Folge auf Ergebnis und Kapital darstellen
- „Risikoorientiertes Basisszenario“: Zinsen & Spreads (kombiniert) +100 BP / Aktien -20%
- Risikotoleranz definieren und ggf. ad hoc Risiko abbauen bzw. frühzeitig Eigenkapital einwerben
- Generell Voraussetzung für risikobegrenzende Maßnahmen schaffen -> klassische Swaps sind i. d. R. ausreichend – diese sollten mindestens eingeführt und genehmigt sein
- Vorausschauende Risikomanagement-Maßnahmen sind „stets richtig“ – keine Rückschau vornehmen!
2. Verlustfreie Bewertung in den Steuerungsfokus rücken
- Sensitivität über PVBP ermitteln
- Stufenplan definieren -> Puffer < 100 BP sollte zu Gegenmaßnahmen führen
- Bei Puffer < 100 BP monatliche Berechnungen
- Beachte: Gestaltungsspielräume in der Bewertung (AV) verlieren an Relevanz
- Verluste realisieren und durch 340f abdecken -> Kompensation über neue Nachränge überdenken
3. Implikationen auf das Kreditgeschäft
- Höheres Zinsänderungsrisiko durch geringere Tilgungen
- Höhere Ausübungswahrscheinlichkeit des BGB-Kündigungsrechts bei Zinsbindungen > 10 Jahre
- Verstärkte Nachfrage nach Forward-Darlehen -> reaktives oder aktives Thema?
- Berücksichtigung gestiegener Kapitalanforderungen in der Kalkulation
- Gefahr einer rückläufigen Wachstumsdynamik -> Anpassung Planannahmen und Reservierung Budget für das Eigengeschäft
4. Implikationen für das Einlagenmanagement
- Marktfenster Verwahrentgelte schließt sich -> aktiven Abbau Einlagen überdenken (abhängig v. Bilanzrelation)
- Variable Einlagen großes Ergebnisrisiko bei „medienwirksamen“ Zinssteigerungen – gleichzeitig auch noch Belastungsfaktor in der verlustfreien Bewertung
- Feste Kundeneinlagen insofern forcieren – insbesondere bei Banken mit strukturellem Refinanzierungsbedarf -> Marge führt zu ad hoc Verbesserung der verlustfreien Bewertung sowie einer Reduktion des Zinsänderungsrisikos
5. Aktuelle Optimierungsempfehlungen im Eigengeschäft
- Covered Bonds mit Fokus auf mittelfristigen Laufzeitbereich
- Keine Ausweitung bzw. Reduktion der Bonitätsrisiken
- Kurze einfach kündbare Termingelder bei der DZ Bank -> Strukturrisiken aber begrenzt halten
- Punktuelles Drehen von Floatern bzw. vorzeitige Verlängerung bei „Fälligkeitstürmen“
- „Enthebelung“= Rückführung (ehemals) teurer Refinanzierungen oder vorzeitige Rückzahlung Tender
- Optimierung Derivatebuch -> Strategiekonformität beachten
- Bei Potential: Einbringung von Papieren mit hohen Abschreibungen in Spezialfonds zur Legung stiller Reserven
6. Adjustierung Asset Allokation
- Veränderte Rahmenbedingungen erfordern anlassbezogene Überprüfung der Zielallokation
- Ggf. geringere Risikotoleranz aufgrund rückläufiger Reserven berücksichtigen = Anpassung Volumen risky Assets und / oder Implementierung aktives Risikomanagement
Autor: Michael Bauer – stv. Bereichsleiter strategisches Treasury (michael.bauer@kcrisk.de; 0911-235556-42)